Auf dem Heaphy-Track

Der Heaphy-Track ist der vorletzte unserer „Great Walk“s und mit fast 80 km auch der laengste. Zudem ist er auch etwas komplizierter zu erreichen, da er kein Rundweg ist und zwischen Anfang und Ende gut 400 km Strasse liegen. Deswegen ist er wohl auch etwas weniger frequentiert als Milford, Keppler oder Abel Tasman. Um von Nelson, wo wir bei Paul untergebracht sind, zum Start zu kommen, sind gut 4 h Busfahrt erforderlich. Paul hat uns im uebrigen den Glauben an AirBnB wieder gegeben: Im Gegensatz zu dem unfreundlichen Morgan aus Invercargil, der unsere Buchung storniert hat, als wir nach einem Pick-Up fragten, hat Paul von sich aus angeboten, uns abzuholen!
Das Wetter sieht erst einmal nicht so gut aus – in Nelson regnet es und als wir gegen halb sieben (abends) am Track ankommen, schuettet es auch noch ziemlich. Diesmal verbringen wir die erste Nacht auch gleich in einer Huette (Brown Hut) am Startpunkt. Die Huette ist eien der aelteren und ziemlich spartanisch ausgestattet (es gibt z.B. keine Gaskocher) – dafuer haben wir sie fuer uns ganz allein! Zumindest denken wir das, bevor wir so gegen halb drei in der Nacht von einem lauten Rascheln geweckt werden, das so klingt, als ob es von innerhalb der Huette kommt. Also schnell die Lampen gezueckt und tatsaechlich sehen wir eine Ratte, die sich genuesslich an unseren Vorraeten bedient. Apfel und Tomate hat sie schon gekostet und wir koennen sie gerade noch davon abhalten, unsere Salami anzuknabbern. Also erst einmal alles Essen einsammeln und in einem Beutel sicher aufhaengen…

Am naechsten Morgen ist das Wetter dann aber gut und wir beginnen den Aufstieg zur Perry Saddle Hut. Das sind 17,5 km und um die 900 m Hoehenunterschied aber durch einen recht sanften Anstieg leicht zu bewaeltigen. Perry Saddle ist eine der ganz neuen Huetten und mit drei Bunkrooms (je 8 Betten) ausgestattet. Da neben uns nur zwei weitere Wanderer_innen eintreffen, haben wir einen Raum fuer uns allein. In Perry Saddle treffen wir auch den Ranger Steve, der uns mit dem Wetter fuer morgen versorgt (Regen am Nachmittag). Am naechten Tagen haben wir nur etwa 13 km vor uns, die wir in dreieinhalb Stunden schaffen (bevor es zu gregnen beginnt). Die Saxon Hut ist auch eine etwas aeltere Huette, die aber viel Charme hat. Und da in der offiziellen Trackempfehlung diese Huette nicht als Uebernachtung geplant ist, sind wir wieder ganz allein! Auch Steve ist heute hier (als Ranger hat er eine eigene Huette) und wir unterhalten uns laenger mit ihm, der hier seinen Traumjob gefunden hat!

Fuer uns hat es sich ausgezahlt, die offizielle Empfehlung zu ignorieren und eine zusaetzliche Nacht zu planen, denn so koenenn wir einen ruhigen Abend geniessen und auch am naechten Tag entgehen wir dem Nachmittagsregen und kommen trocken in der dritten Huette (James Mackay) an. Dabei lassen wir uns viel Zeit, um die abwechslungsreiche Landschaft mit Bueschen, kleinen Waserlauefen und einem Stueck verwunschenem Urwald zu wuerdigen (und zu fotografieren natuerlich).
Gegen Nachmittag treffen dann die anderen Wanderer ein, die heute von Perry Saddle gestartet sind – allesamt klatschnass! Teilweise wollten sie zelten, haben aber aufgrund des unfreundlichen Wetters darauf lieber verzichtet. Gegen Abend „noetigen“ wir noch eine junge Amerikanerin, die sich draussen unter der Ueberdachung eingerichtet hat zum Hereinkommen. Ranger sind hier keine zu sehen, so dass es keine Probleme mit dem “ inoffiziellen Upgrade“ gibt.
Am naechsten Tag sieht das Wetter erst einmal recht mies aus – immer wieder gibt es ordentliche Schauer. Trotzdem verlassen nacheinander die meisten Gruppen die Huette. Wir bleiben bis nach elf Uhr und treten erst dann – als es deutlich besser aussieht – die vorletzte Tagesetappe an. Tatsaechlich wird das Wetter immer freundlicher und bald legen wir die Regenjacken ab. Das letzte Stueck zur Heaphy Hut fuehrt durch einen Bereich mit gigantischen alten Bauemen – fantastisch! Die Heaphy Hut ist an der Muendung des Heaphy Rivers wunderschoen gelegen – kein Wunder, dass die Ranger lieber dort bleiben als in der Mackay Hut … Bei passenden Gezeiten kann man dort sehen wie das Wasser gleichzeitig in den Fluss und aus ihm herausfliesst. Von einer gefuehrten Tour sind noch groessere Mengen Lebensmittel uebrig (sie lassen sich Gepaeck und Essen per Helikopter von Huette zu Huette fliegen…) so dass wir auch einmal wieder Kaese und Wurst haben. Sehr schoen – denn langsam kann ich Nuesse und Muesli nicht mehr so richtig schmackhaft finden.
Noch einmal schlafen und dann ist auch die letzte Etappe angebrochen – erstraunlich wie schnell die fuenf Tage doch vergangen sind. Bei Bilderbuchwetter geht es entlang der Kueste in Richtung Kohaihai dem Trackende entgegen. Die Straende sind so schoen und einladend, dass wir mehrmals Pause machen und ueber zwei Stunden „verbummeln“ – aber dafuer sind wir ja hier. Zwischendurch geht es immer wieder in den Busch mit Farnen, Urwaldriesen und Zikaden. Am Crayfish Point gibt es noch einmal eine kritische Stelle – dort geht es bei Flut nicht weiter. Wir haben aber auf die Gezeiten geachtet und koennen problemlos passieren. Am fruehen Abend erreichen wir dann – doch ziemlich erschoepft – den Parkplatz, der das Ende des Heaphy markiert. Gluecklicherweise finden wir auch noch eine Mitfahrgelegenheit nach Karamea, wo wir im Backpacker „Rongo“ drei Naechte gebucht haben. Jetzt erst einmal duschen und dann etwas Ordentliches zu Essen …

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