Unser nächster Trip soll uns in den Regenwald führen – der Nationalpark von Manu (Peru) ist einer der größten geschützten Dschungelbereiche im Amazonasgebiet. Wir haben eine 8tägige Expedition bis in die mittlere Schutzzone (die innere ist nur für Forscher zugänglich) vor. Am Tag vor der Abfahrt treffen wir uns mit Klaus, unserem Peruanischen Guide (der tatsächlich von seinen Eltern nach Klaus Kinski benannt wurde) und vier unserer Mitreisenden zum Briefing im Pub "Cross Keys" – ja, auch englische Pubs gibt es in Cusco.
Am nächsten Morgen um kurz nach fünf werden wir dann abgeholt für die erste Etappe der Reise mit dem Bus. Vorher müssen wir noch einen weiterebn Mitreisenden am Flughafen auflesen – er hatte seinen Flug verpasst und kommt so gerade noch rechtzeitig. Dann geht es los. Mit uns reisen David und Dorothy, ein älteres Paar (79 und 74 Jahre alt!) aus den USA, David und Kim aus Australien und Korush aus Kanada. Um den Manu-Nationalpark zu erreichen, müssen wir erst einmal etwa vier Stunden normale Straßen an Berghängen entlang und über Pässe zurücklegen, bevor der Parkeingang erreicht ist. Dann ändert sich zunehmend die Vegatation (mehr Grün) und die Qualität der Straße (mehr Schlamm). Wir sehen erste Regenwaldvögel (bzw. werden von unserem Guide darauf hiingewiesen) und bei hastigen Aussteigen aus dem Bus wäre Korush um ein Haar in den Abgrund neben der Straße gestürzt. Das Gras unter ihm gibt nach und vor unseren Augen rutscht er von der Straße in die Tiefe. Glücklicherweise kann er sich noch an einem Strauch festhalten und mit vereinten Kräften ziehen wir ihn wieder nach oben. Am Ende des Tages erreichen wir über eine Dschungelpiste unsere erste Unterkunft – die "Cock-of-the-Rock"-Lodge. Der "Cock-of-the-Rock" ist ein kleiner Vogel, der durch sein auffälliges rotes Brustgefieder und einen Paarungstanz die Weibchen zu beeindrucken sucht und hier besonders gut zu beobachten sein soll. Das schaffen wir am Abend dann doch nicht mehr (er tanzt immer nur in der Dämmerung), können aber unsere ersten Kolibris aus nächster Nähe beobachten. Sie fliegen direkt vor dem Essensraum hin und her.
Am nächsten Morgen geht es noch einmal ein paar Stunden mit dem Kleinbus weiter – dann steigen wir auf ein motorisiertes Kanu um, dass uns in den kommenden Tagen als Transportmittel dient. Im Dschungel sind die Flüsse die ntürlichen Transportwege, auf denen es einfacher uns schneller vorangeht, als auf Straßen. Wir sind unterwegs auf dem Manu, der später einmal in den Amazonas münden wird. Unser nächstes Ziel ist die Romero-Lodge, eine kleinere Unterkunft, die wir gegen Abend erreichen. Auf dem Boot sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit gut zu ertragen – der Fahrtwind ist für uns eine angenehme Abkühlung. Wie es sich wirklich anfühlt im Dschungel zu sein, erfahren wir als wir zum Lunch an einer Sandbank stoppen: Temperaturen über 30 Grad und 100% Luftfeuchtigkeit. Vom Boot aus können wir immer wieder Vögel beobachten – Ibisse sind häufiger zu sehen aber auch hin und wieder Aras, die über den Fluss ziehen und andere, deren deutsche Namen ich erst einmal nachschlagen muss. Von der Romero-Lodge aus erreichen wir die zweite Schutzzone. Der Manu-Park ist in drei Schutzzone unterteilt. In der äußeren Zone sind menschliche Ansiedlungen erlaubt – dort leben Farmer und Holzfäller. Wir haben auf unserem Weg mehrere dieser kleinen Dörfer durchquert – in einigen wollt eunsere Guide allerdings nicht stoppen, da die Bewohner von der Regierung verdächtigt werden, in den Kokain-Anbau verwickelt zu sein… In der mittleren Zone sind keine festen Ansiedlungen erlaubt – aber Camps für kommerzielle Expeditionen. Die innerste Zone ist dann ausschließlich der Forschung vorbehalten – hier sind keine touristischen Aktivitäten mehr möglich. Dementsprechend steigt auch die Möglichkeit, Tiere zu sehen von außen nach innen. Manu gilt vor allem als Paradies für Vogelfreunde – hier sollen unzählige Arten seltener Vögel zu beobachten sein. Aber auch mehrere Affenarten, das Tapir und der Jaguar leben hier. Eine besondere Attraktion sind Riesenfischotter, die in den Seen zu finden sein sollen. Dort und in den Flüssen gibt es auch Kaimane.
Tatsächlich sehen wir deutlich mehr Vögel und aus der Entfernung auch die ersten Affen in den Bäumen, als wir uns – immer noch per Boot – in der mittleren Zone bewegen. Hier sind keine festen Camps erlaubt, sondern nur leicht wieder zu entfernende Zeltcamps. In einem solchen Camp übernachten wir. Wobei man sich unter "Zelt" nicht ein typisches transportables Campingzelt vorstellen muss, sondern Haus-große Gebilde mit richtigen Betten, aber eben ohne feste Wände, sondern Netze als Wand und Zeltplane als Dach. Strom gibt es im Camp auch nicht – nur eine per Solarpanel geladene Batterie versorgt das Funkgerät für Notfälle. Trotz der einfachen Ausstattung werden wir auch hie rbestens verköstigt – unser mitgereister Koch schafft es auch hier, leckere Mahlzeiten zuzubereiten. Und über unserem Zelt-Hütten tummeln sich die Affen. Vom Camp aus erkunden wir den Dschungel zunächst zu Fuß. Es ist immer wieder erstaunlich, welch kleine Lebewesen unser Guide im Vorbeigehen entdeckt und uns zeigt: kleine Vögel, die ich selbst nach Hinweis kaum erkennen kann, Affen weit entfernt oder Insekten. Am Nachmittag begeben wir uns mit dem "Katamaran" auf die Suche nach den Riesenfischottern. Ich hatte mir unter "Katamaran" etwas modernes, ein "Hightec"-Gefährt vorgestellt. Tatsächlich ist es dann aber eine sehr einfache Plattform, die per Paddel bewegt werden muss. Dass ist aber gut so, denn so sind wir leise und können uns näher an die Tiere heranbewegen. Als erstes entdecken wir einen Kaiman, der kurz vor dem Ufer im Wsser treibt. Er lässt sich auch kaum von uns stören, so dass wir bis zu zwei Meter an ihn heranfahren können, bevor es sich langsam davonmacht. Dann shene wir auch die Fischotter – noch aus der Ferne – wie sie über den See ziehen. Schnell ändern wir den Kurs und nähern uns den Tieren. Da die Fischotter (sie werden bis zu 2 Meter lang) in der Nahrungskette des Sees ganz oben stehen, haben sie auch keine Angst und komme neugierig näher um zu sehen, wer sich da auf ihren See herumtreibt.
Abends bekommen wir dann auch zum ersten Mal mit, warum die akktuelle Jahreszeit "Regenzeit" genannt wird – es fängt ordentlich an zu schütten und das Camp verwandelt sich in ein Schlammbecken ( es sind aber Stege vorhanden, die zwischen den Zelten entlangführen). Ansonsten haben wir bislang wirklich Glück mit dem Wetter.
Am nächsten Tag geht es zurück zur Romero-Lodge und nach einer Nacht Aufenthalt weiter zum Manu Wildlife Center. Das Wildlife Center ist eine der größeren Lodges und mit vielen nahegelegenen Trails; einer Observationsplattform und zwei "Clay-Licks" (dazu später mehr) ausgestattet. Viel Gruppen, die nicht so viel Zeit haben wie wir, besuchen nur diese Lodge. Die Lodge an sich ist luxuriös ausgestattet – ein großzügiges Hauptgebäude, das sogar eine Bar hat, ist von kleinen, nett eingerichteten Hütten umgeben. Aber auch hier gibt es nur für drei Stunden am Tag Strom – genug zum Laden der Kamera-Akkus. Direkt neben der Lodge beginnt ein System von kürzeren Trails durch den Dschungel, die wir auch gleich erkunden. Hier sind neben diversen Vogelarten vor allem mehrere Primatenarten zu sehen. Direkt neben der Lodge kommen sie bis auf 3 Meter auf mich zu, als ich eine Weile bewegungslos dastehe. Der "Tapir-Lick" der Lodge ist zwar in diesem Jahr kaum besucht – dafür kommt ein Tapir direkt in die Lodge und tut sich an den angepflanzten Blumen gütlich (ein Tapir ist ein etwa Schwein-großes graues Tier mit einer ziemlich langen Nase – sieht ein wenig aus wie eine Kreuzung zwischen Schwein und Elefant).
Als besonderes Highlight besuchen wir am nächsten Tag den "Makaw Clay-Lick". Dabei handelt es sich um eine Art Steilufer oder Klippe eines kleinen Flusses, das aus Ton besteht. Die Aras (Makaw) und Papageien (Parrots) benötigen den Ton, um bestimmte Pflanzen zu verdauen, die sie üblicherweise essen. Um sie dabei zu beobachten, müssen wir vor Einbruch der Dämmerung vor Ort hinter einer Art Wand versteckt und möglichst ruhig sein. Daher brechen wir vor dem Frühstück mit dem Boot auf und kommen rechtzeitig vor Ort an. Da wir nicht genau wissen, wann die Vögel herunterkommen – sie waretnso lange, bis sie es für sicher halten – kann so eine Beobachtung viele Stunden dauern. Glücklicherweise dauert bei uns nicht ganz so lange – gegen 8:00 Uhr kommen zuerst die kleinen Papageien und kurze Zeit später auch die Aras herunter und laben sich an der tonhaltigen Erde.
Aber auch acht Tage sind einmal zu Ende und wir müssen uns vom Regenwald verabschieden. Um wieder in die Zivilisation zurück zu kommen müssen wir eine ganze Stafette von Transportmitteln benutzen. Zuerst fahren wir noch einmal mit dem Boot bis zu einer kleinen Goldschürfeansiedlung. Außerhalb des Nationalparks ist das Schürfen nach GOld erlaubt, so dass sich hier viele Glücksritter versuchen. Dort verabschieden wir uns von der Bootsbesatzung und mieten dann zwei Pickups (die hier als Taxis verwendet werden). Dann haben wir etwa zwei Stunden Dschungelpiste vor uns bevor wir wieder einen Fluss überqueren müssen und ein neues Fahrzeug anmieten, dass uns nach Puerto Montanara bringt, die Hauptstand der Provinz. Dort gibt es den einzigen größeren Flughafen der gegen von wo aus wir (mit einer Stunde Verzögerung) wieder nach Cusco zurückfliegen.
Hallo Kai und Andrea,
Eure Berichte sind toll, bringen Farbe in die inzwischen regnerische, dunkle Jahreszeit hier in Deutschland.
Safe travels und bis bald!
Herzlichen Dank, schön, dass auch Du unsere Reise verfolgst!
Gruß, Kai & Andrea