Im Lonely Planet wird empfohlen, auf eigene Faust loszuziehen – es werden aber auch einige Agenturen genannt, die die Inselbewohner nicht ausbeuten, wie es offenbar zumindest einige der anderen Anbieter machen. Abends waren wir dann im Büro von Edgar Adventures um uns über eine Tour zu informieren. Die einzige vorhandene Angestellte wirkte aber so lustlos und ihre Tourbeschreibungen so unattraktiv auf uns, dass wir uns nicht überwinden konnten, dort eine Tour zu buchen. Etwas müde und genervt von der Sucherei haben wir uns dann entschlossen, am nächsten Morgen mit der regulären Fähre nach Tanquile zu fahren und zu sehen, ob wir dort ein Unterkunft bekommen. Falls nicht, würden wir eben am selben Tag wieder zurückkehren nach Puno.
Es ist kaum möglich, sich dem Hafen zu nähern ohne von Verkäufern angesprochen zu weerden, die die diversen Touren zu den Inseln verkaufen. Wir wollten aber keine Tour, sondern nur den Transport, was nach kurzer Verwirrung auch geklappt hat. Erheblich einfacher als vermutet war dann das Finden eine Unterkunft, da wir schon auf dem Boot Celso kennen lernten, einen Einwohner von Taquile (insgesamt leben dort etwa 2.000 Personen in 6 Communities), der uns anbot, bei ihm zu übernachten. Kurz entschlossen haben wir angenommen und es auch nicht bereut. Die Inselbewohner haben für Beherbergung von Touristen ein System entwickelt, dass allen Einwohnern, die Gäste beherbergen können und wollen diese nach einem Rotationssystem zuteilt, so dass niemand zu kurz kommt. Celso musste dann auch melden, dass er uns beherbergt und wird entsprechend bei den nächsten Touristen erst einmal nicht berücksichtigt. Wir sind dann mit seiner Frau(*) Juana und seinem Sohn Wilfredo die Anhöhe zur Inselmitte hochgeklettert und erreichten nach 10 anstrengenden Minuten sein Haus und damit unsere Unterbringung. Tanquile ist nicht besonders groß: 5-6 km lang und 2 km breit. Das Hauptziel für die Tagestouristen ist die zentrale Plaza, wo neben der Verwaltung (ein etwas deplatzierter Prunkbau) und einigen Restaurants die örtliche Handwerkskommune ihre Waren ausstellt. Auf dieser Insel nämlich stellen (auch) die Männer Strickwaren her (das ist auch der Grund für viele Besucher, hierher zu kommen). Im Restaurant Communidad haben wir dann ein extrem leckeres Menü mit gegrillter Forelle aus den Titicacasee (Trucha) gegessen und nach einer kleinen Pause hat uns Celso auf einen Rundgang über die Insel geführt. Neben den dörflichen Strukturen (im wesentlichen leben die Einwohner von der Landwirtschaft und einige auch vom Tourismus) und dem Ausblick über den Titicacasee gab es noch ein paar Reste von alten Bauten noch aus der Zeit vor den Inkas zu sehen. Das Abendessen haben wir dann mit der Familie eingenommen (Suppe und Tortilla) und anschließend haben uns Censo und Wilfredo ein paar Lieder der Insel vorgespielt: Censo auf der Panflöte und Wilfredo an der Trommel. Bei einem Stück ging die Trommel an Juana und Wilfredo hat eine Art Rassel aus Schaafshufen benutzt. Normalerweise essen die Inselbewohner kein Fleisch – nur zu besonderen Feiern werden auch Schaafe geschlachtet. AUs den Hufen entstehen dann diese Musikinstrumente. Die ganze Insel hat im übrigen kein Stromnetz und keine Wasserversorgung. Alles Brauchwasser (z.b. für die Toilette) muss mühsam herbeigetragen werden. Celso besitzt ein Solarmnodul und eine kleine Batterie, die ihm etwa drei Stunden Licht liefert. Dennoch ist das Leben hier durch die natürlichen Lichtverhältnisse bestimmt, so dass alle sich gegen 8 Uhr ins Bett begeben haben. Wobei durch den strahlenden Vollmond es eigentlich recht hell war – und im Gegegnsatz zu Puno absolut ruhig. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück (Brötchen und Omlettes) haben wir noch den Strand von Tanquile besucht, wo wir einige Stunden die Ruhe genießen konnten. Zum Schwimmen war das Wasser uns allerdings etwas zu kalt…
Bald mussten wir aber auch schon wieder los um unser Boot zurück nach Puno zu erreichen. Der Weg zum Hafen führt von der Plaza über 500 Stufen steil nach unten. Früher landeten alle Boote hier und alle Ankömmlinge mussten erst einmal die Stufen nach oben steigen. Inzwischen wurde ein zweiter Hafen auf der anderen Seite der Insel errichtet, von dem der Weg nach oben weniger steil ist. Meine Hoffnung, auf der Rückfahrt würde das Boot etwas leerer sein, erfüllte sich allerdings nicht – im Gegenteil. Wir haben es gerade noch geschafft, in das Boot zu kommen, so voll war. Die wieder dreistündige Rückfahrt war dann auch eher eine Pflichtveranstaltung als ein Vergnügen…
Ich kann jedem Puno-Besucher nur empfehlen, sich nicht von einem der ansässigen Touranbieter einfangen zu lassen, sondern auf eigene Faust mit der Gemeindefähre von Tanquile (erstes Büro am Hafen links) loszufahren. Censo und seine Familien waren so nett und gastfreundlich zu uns und erst wenn die ganzen Tagestouristen weg sind, kehrt auf der Insel die Ruhe ein, die sie auszeichnet. Das Geld für die Übernachtung (mind. 35 Soles p.P.) wird direkt an die Familien ausgezahlt und hilft ihnen, ihren harten Alltag zu bestreiten.
*Obwohl Censo und Juana seit 7 Jahren zusammen leben, sind sie nicht verheiratet. Auf der Insel ist es üblich, erst einmal 2 Jahre zusammen zu leben, bevor eine Heirat in Frage kommt (ein sehr durchdachtes System, wie ich finde). Wenn dann geheiratet wird, ist eine große Feier angesagt, zu der die gesamte Insel eingeladen wird (zumindest haben wir es so verstanden). Außerdem müssen für die wichtigen Personen (z.B. den Gittarero) ausreichend Unterkünfte vorhanden sein. Deshalb war Celso auch gerade dabei, sein Haus um zusätzliche Räume zu erweitern.
Hallo Kai,
auch wenn du dich abgesetzt hast, entgehst du nicht unseren Glückwünschen.Als,
aus „Old Germany“ die allerherzlichsten Glückwünsche zu deinem diesjährigen Geburtstag und alles Gute. Für eure Superreise weiterhin viel Glück und viele neue Impressionen. Bleibt gesund und genießt jeden Tag. Johanna und Werner
Herzlichen Dank!